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II. Energieverbrauch ist unbekannt

  1. Mangelnde Monitoring-Möglichkeiten machen den Energieverbrauch abstrakt – Daraus ergibt sich eine ungewöhnlich hohe Zahlungsbereitschaft
  2. Versorger nutzen den abstrakten Charakters aus, Verbraucher verlieren den Überblick über den tatsächlichen Verbrauch und häufen im Extremfall Schulden an
  3. Stromsparen funktioniert nur bedingt – Verbraucher lassen sich keine tugendhaften Vorschriften machen


I.

Wie eingangs geschildert ist aufgrund unterschiedlicher Gründen das Wissen um den eigenen Energieverbrauch und dessen Kosten ein Buch mit sieben Siegeln. Damit sind die meisten Verbraucher nicht alleine: Machte man sich die Mühe einer Straßenumfrage, meinetwegen an einem sonnigen Samstagmittag in der Kölner Innenstadt, und fragte nach bspw. Stromverbrauch, Arbeitspreis, Preis pro kWh oder monatlichem Abschlag, so würde man mit Sicherheit bei einem Großteil der Befragten in leere Gesichter schauen. 

Kennen Sie aus dem Effeff Ihren Energieverbrauch und was Sie dafür bezahlen?

Das finde ich besonders deswegen interessant, da gerade wir Deutschen als Sparfüchse gelten. Einige fahren beispielsweise sogar einen langen Umweg zu einer kleinen Tankstelle nur um ein paar Cent bei der Tankfüllung zu sparen; teilweise sogar bis ins nächste Nachbarland. 

Bei Energiekosten scheint dies irgendwie anders zu sein. Offenbar haben wir uns daran gewöhnt, einfach das zu bezahlen, was auf der Jahresabschlussrechnung steht. Mit Blick auf die ständig steigenden Energiekosten scheint dies mehr als naiv zu sein. 

Anbieterwechsel um ein paar Cent zu sparen sind zwar möglich, aber auch hier siegt des öfteren die Bequemlichkeit, oder wann haben Sie das letzte mal gewechselt? Zudem bewahrt Sie auch der Anbieterwechsel nicht vor den insgesamt steigenden, unbekannten Energiekosten. 

Gehen Sie davon aus, dass Sie aufgrund des undurchsichtigen Verbrauchs und den fehlenden Monitoringmöglichkeiten dessen wesentlich mehr bezahlen als Sie müssten. Ihren Anbieter freut’s.

II.

Eine weitere Folge des unbekannten Energieverbrauchs ist für einige Verbraucher wesentlich folgenschwerer als eine ärgerliche Nachzahlung: Bei einkommensschwachen Verbrauchern kann  ein unbemerkter Mehrverbrauch im Extremfall zu einer Zahlungsunfähigkeit kommen, der verlangte Abschlag kann nicht mehr bezahlt werden, es entstehen Schulden beim Stromanbieter. Es geht sprichwörtlich das Licht aus und man sitzt im Dunkeln. Einige Bürger schaffen den Weg nicht alleine aus dem Energieschuldensumpf und brauchen fremde Hilfe.

Das Jobcenter zahlt übrigens für Millionen Erwerbslose einen Pauschalbetrag monatlich an regionale Stromanbieter. 

III.

Achja, und dann gibt es ja noch die Initiativen zum Stromsparen. Wir sehen ja anhand von Themen wie einem Tempolimit auf Autobahnen wie gut eine Bevormundung von Verbrauchern funktioniert. Stromsparen kann somit höchstens als Tugend und nicht als tatsächliches Instrument betrachtet werden. Selbst bei ambitionierten Verbrauchern sieht es im Alltag dann doch so aus, dass die Stand-By-Verbräuche weiterlaufen, bei offenem Fenster geheizt wird und das Licht im ganzen Haus brennt. Wir wissen, dass dies „nicht gut“ ist, sind in unseren Gewohnheiten dann aber doch zu bequem. Aus dem letzten Stromspiegel geht hervor, dass private Haushalte rund 9 Milliarden Euro zu viel verbrauchen, weil sie keinen Strom sparen.

Es herrscht der unausgesprochenen Konsens: Energieverbrauch und dessen Kosten ist abstrakt, nicht direkt messbar und tut im schlimmsten Fall nur einmal im Jahr weh.

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